Maria Schober – Leonie

Die Autorin

In diesem Blog werden zumeist Sachbücher rezensiert, heute aber steht ein Roman an.  Die österreichische Autorin Maria Schober möchte ein Pro-Life-Bekenntnis in eleganter Form präsentieren. Dafür eignet sich – so ihr Credo – ein Roman besser als ein sachliches Plädoyer. Die Dialoge im Buch lassen erahnen, dass sich der Lebensraum der Autorin im Salzburgerland befindet und sie fest im katholischen Glauben verwurzelt ist.

Die Handlung

Der Roman ist spannungsgeladen aufgebaut, sodass ein Aufhören mittendrin unmöglich ist. Erst am Ende des Buches wird „der Fall“ gelöst. Worum geht es eigentlich im Buch? Hier das Setting. Leonie, eine Mittezwanzigjährige, ist im neuen Job voller Tatendrang. Sie brennt nach Erfolg, nach Selbstverwirklichung, nach Selbstbestimmung. Noch ist sie ledig. Eine angehende Beziehung in Salzburg hat sie bereits. Ihre Eltern – wie sie – leben in Salzburg, die Großmutter aber in Wien. In den ersten Kapiteln wird der Leser über Leoni und ihr Umfeld informiert. Ach, ich vergaß, sie hat eine Schwester namens Lilly mit drei Kindern, ein viertes ist im Anmarsch.

Leonie mag ihre Großmutter Gertrud von ganzem Herzen. Dies beruht auf Gegenseitigkeit. Die Beziehung von Leonie zu Gertrud ist vertrauensvoll und voller Bewunderung. Gertrud hat nämlich in ihrer Jugend in Paris ziemlich frei gelebt. Das Milieu der 68er-Pariser hat sie sehr genossen. Das imponiert Leonie sehr. Die eigene Mutter ist eher steif, wenig selbstbestimmt – so Leonie.

Eines Tages besucht Leonie ihre Großmutter in Wien. Nach einem ausgedehnten Kaffeetrinken entschließt sie sich, nicht direkt nach Hause zu fahren, sondern einen Klub zu besuchen. Und sie tut es. Gerade angekommen, wird Tango getanzt. Ein gut aussehender junger Mann lädt sie ein, mit ihm Tango zu tanzen. Zwischendurch trinken sie reichlich. Ihr ist das Verhalten des Mannes nicht ganz geheuer. Sie spürt die Hände des Mannes an intimen Körperteilen. Da sie viel getrunken hat, rebelliert sie nicht. Das ging eine Weile so. Was danach geschah, weiß sie bis heute nicht mehr.

Was sie allerdings weiß, ist, dass sie in einem fremden Bett, in einer fremden Wohnung und entkleidet aufwacht. Wie sie dahin kam, wer sonst im Bett gelegen hat, weiß sie nicht. Die Wohnung ist menschenleer. Die kleidet sich an und fährt heim nach Salzburg. Sie ist verwirrt. Es ist, als ob hier ein falscher Film läuft. Was ist da passiert?

Ihr ist klar, das war ein One-Night-Stand. Partner und Ergebnis unbekannt. Sie will es jedoch wissen und sie macht einen Schwangerschaftstest. Ergebnis: positiv. Und jetzt nimmt eigentlich der Roman Fahrt auf. Wir haben das perfekte Setting für ein Pro-Life-Essay.

Die erste Reaktion Leonies: Auflehnung, d. h. Selbstbestimmung der Frau hat Vorrang vor dem Kind. Die Karriere geht vor. Ein Kind von einem Unbekannten, jetzt mitten im Aufbau einer Karriere, kommt absolut nicht infrage, eine Abtreibung muss her – so ihre Meinung.

Leidenschaftlich versuchte ihr Freund Andreas, die Position der Kirche zu vertreten: „Empfängnisverhütung würde die Würde der Frau beschädigen.

Leonie ist gut vernetzt und so fragt sie mehr oder minder offen nach der Meinung von engen Freundinnen. Auch ihren Freund Andreas fragt sie. Seine Meinung ist eindeutig: keine Abtreibung. Die Mutter will sie nicht fragen, sie ist zu konservativ. In einem spezialisierten Blog stößt sie auf eine Person, die sich in ihre Lage gut versetzen kann. Leonie schätzt ihre Meinung. Sie rät ihr, nicht zu überstürzen und nicht nur an Abtreibung zu denken.

In diesem Hin und Her der Meinungen will sich Leonie Klarheit verschaffen. Gertrud ist meine letzte Instanz – so Leonie. Kurzerhand fährt sie nach Wien. Da offenbart sich die Kehrseite der Medaille. Das Leben damals in Paris mit freier Liebe hatte doch seine Tücken. Gertrud hat in seiner Zeit in Paris zweimal abgetrieben. Und diese Gedanken verfolgen sie noch heute. Gern würde sie dies ungeschehen machen. Die Erfahrung von der Großmutter erschüttert die Meinung von Leonie. Aufgrund der eigenen Erfahrung rät ihr die Großmutter, das Kind auszutragen.

Wenn eine Frau sich geliebt fühlt, wird sie schön.

Auch die Lilly, ihre Schwester, hadert mit dem vierten Kind. Und auch sie dachte an eine Abtreibung. Mittlerweile hat sie jedoch ihre Meinung geändert. In den letzten Monaten stellt Leonie fest, dass sie eine emotionale Beziehung zum ungeborenen Kind entwickelt hat. Aber, was tun? Leonie fährt nach Wien, zur Wohnung des Tangotänzers. Marco, so heißt er, will die Vaterschaft nicht übernehmen. Und nun?

Die Großmutter Gertrud sagte: “Ich glaube, wir brauchen einen neuen Feminismus. Einen Feminismus, der die Frau so sieht, wie sie wirklich ist“.

Leonie kehrt heim nach Salzburg und besucht Andreas, ihren Freund. Er erklärt sich bereit, die Vaterrolle fürs ungeborene Kind zu übernehmen. Leonie und ihr Freund Andreas heiraten. Er hat Mutter und Kind gerettet. Der Roman hat ein Happy End gefunden. Und meine Vorahnung hat sich bestätigt. Als mittendrin im Roman keine Lösung in Sicht war, habe ich mir gedacht, es wäre so einfach und schön, wenn Andreas Mutter und Kind übernimmt. Ohne uns abzusprechen, kamen Frau Schober und ich zur gleichen Lösung!

Die Erkenntnisse

Leonie steht exemplarisch für viele junge Frauen unserer Zeit: karriereorientiert, selbstbestimmt, aber auch verletzlich. Die ungeplante Schwangerschaft stellt ihr Weltbild infrage und zwingt sie, sich mit grundlegenden Lebensfragen auseinanderzusetzen – Selbstbestimmung versus Verantwortung für das Kind.

Das Fazit

Der Roman fesselt den Leser. Die Szenen sind kurzgehalten, wie in einem Theaterstück. Der Stil schnörkellos und elegant zugleich.

Sehr empfehlenswert

3 Antworten

  1. Danke Karl, sehr gut beschrieben. Allerdings denke ich, dass man bei einer Romanrezension das Ende nicht verraten sollte. durch das Verraten des Happy End ist für mich die Spannung weg. Ich empfehle das Buch gerne weiter – dafür hat mir die Rezension sehr geholfen, aber selbst lesen werde ich vorläufig andere Werke, die auf meiner Liste stehen. Jedenfalls ein DANKE für Deinen Einsatz!

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