Elterliche Skills – ein Vermögenswert

Gastbeitrag von Joachim E. Lask, November 2024

Elternschaft gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben des Lebens: Geduld, Organisationstalent und Kommunikationsfähigkeiten sind nur einige der vielen Fähigkeiten, die Eltern dabei entwickeln. Diese Skills sind jedoch nicht nur im familiären Umfeld wertvoll, sondern auch im Beruf von großem Nutzen. Das Konzept des Work-Family Enrichment, entwickelt von Greenhaus und Powell (2006), beschreibt die wechselseitige Bereicherung zwischen Beruf und Familie und zeigt, wie positive Erfahrungen in einer Rolle die Leistung in der anderen Rolle stärken können. Wissenschaftlich belegt, bietet Elternschaft somit eine wertvolle Ressource für die Arbeitswelt.

Elterliche Skills als Kompetenzcenter

Unsere Forschung (Lask & Junker, 2024) zeigt, dass viele Eltern durch familiäre Herausforderungen essenzielle Führungskompetenzen aufbauen und diese auch beruflich einsetzen können: klare Kommunikation, strukturiertes Planen, Krisenbewältigung und das Treffen von Vereinbarungen. Laut Studien des Instituts der deutschen Wirtschaft und des World Economic Forum sind diese Kompetenzen in einer zunehmend digitalisierten und flexiblen Arbeitswelt entscheidend.

PEP4Kids: Ein Praxisansatz für den Alltag

Das Workbook PEP4Kids – Positives Erziehungsprogramm für Eltern mit Kindern zwischen 2-12 Jahren (Lask, 2016) bietet erwerbstätigen Eltern praxisorientierte Unterstützung, die sowohl im Familienalltag als auch im Beruf hilfreich ist. Grundlagen wie Verlässlichkeit, Selbstfürsorge, positive Beziehungsgestaltung, klare Vereinbarungen und Konsequenzen fördern die Fähigkeit, Herausforderungen strukturiert zu reflektieren und diese Skills im Alltag anzuwenden – ob zu Hause oder am Arbeitsplatz. https://pep4kids.de

Elterliche Skills sichtbar machen

In vielen Organisationen bleibt der Wert, den elterliche Skills schaffen, unerkannt. Der Mythos der getrennten Welten von Beruf und Privatleben hält sich hartnäckig: Nur 15 % der Eltern berichten, dass sie mit Führungskräften über privat entwickelte Fähigkeiten sprechen. Dadurch wird wertvolles Potenzial für ein besseres Arbeitsklima, gesteigerte Produktivität und stärkere Mitarbeiterbindung ungenutzt. Unternehmen könnten hier ein neues Mindset etablieren, das die Potenziale aus Beruf und Familie verbindet. Ein Gesprächseinstieg wie „Was hast du in letzter Zeit erlebt, das auch für unsere Aufgaben hier wertvoll sein könnte?“ öffnet die Tür, diese Skills aktiv in den Arbeitskontext einzubringen – besonders nach der Elternzeit.

Work-Family Enrichment als Wettbewerbsvorteil

In unserem Buch Elterliche Skills in Organisationen – Ressourcenzentrierte Führung und Mitarbeit (Lask & Junker, 2024) beleuchten wir den wissenschaftlichen Hintergrund des Work-Family Enrichment und zeigen, dass Elternschaft ein wertvolles Asset für die Karriereentwicklung sein kann. Die oft informell im familiären Alltag aufgebauten Kompetenzen – wie sie auch in PEP4Kids beschrieben werden – bieten wertvolle Impulse, um das eigene Verhalten gezielt zu reflektieren und weiterzuentwickeln.

Führungskräfte in familiensensibler Führung trainieren

Ein effektives Mittel für Unternehmen ist das gezielte Training in familiensensibler Führung. Dies stärkt die Sensibilität von Führungskräften für die Unterstützung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und fördert eine Kultur, die Elternschaft als Bereicherung ansieht. Ein dreiteiliges Training zu Kommunikation, Anerkennung und fairer Verhandlung schafft die Grundlage, um den Wert elterlicher Skills gezielt für das Unternehmen zu nutzen.

Fazit: Vermögenswerte, die sich auszahlen

Indem Unternehmen elterliche Skills anerkennen und fördern, profitieren sie auf mehreren Ebenen: gesteigerte Produktivität, Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung sowie eine hohe Arbeitgeberattraktivität. Möchten Sie mehr über unsere Forschung erfahren oder elterliche Skills als Wettbewerbsvorteil in Ihrem Unternehmen verankern? Weitere Informationen finden Sie auf der Website des WorkFamily-Instituts oder bei der Akademie für angewandte Wirtschafts- und Familienpsychologie.


Literatur

  • Greenhaus, J. H., & Powell, G. N. (2006). When work and family are allies: A theory of work-family enrichment. Academy of Management Review, 31(1), 72-92. https://doi.org/10.5465/amr.2006.19379625
  • Lask, J. E. (2016). PEP4Kids: Positives Erziehungsprogramm für Eltern mit Kindern zwischen 2-12 Jahren. Brunnen.
  • Lask, J. E., & Junker, M. N. (2024). Elterliche Skills in Organisationen: Ressourcenzentrierte Führung und Mitarbeit. Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-62564-4

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